Indien ist für viele wohl nicht die Feriendestination Nummer eins. Vor allem nicht für junge Leute, die es lieber in die Staaten, nach Australien oder auf eine Insel im Pazifik, zieht. Auch für mich wären wohl Ferien in Indien nicht in Frage gekommen, wenn nicht ein guter Freund beschlossen hätte, eine Inderin zur Frau zu nehmen und mich an die Hochzeit nach Indien einzuladen. Ehrlich gesagt habe ich bis anhin gar nicht daran gedacht, jemals nach Indien zu reisen. Doch die neue Situation mit der Heirat änderte dies blitzschnell. So entschloss ich mich, dieses Ereignis auf gar keinen Fall zu versäumen und die Reise nach Indien anzutreten und knapp drei Wochen dort zu verweilen. Ich kann jetzt schon verraten, dass ich diese Entscheidung niemals bereuen werde. Nach guter Vorbereitung mit erfahrenen Indienreisenden  nahm eine kleine Gruppeaus der Schweiz die Reise in Angriff.

 

Zum ersten Mal in Indien                                     Shopping in Chenna. Es hat viele Leute

Etwas müde, aber doch sehr aufgeregt, setzten wir nach ca. elf Stunden Flug unsere Füsse auf den sehr warmen indischen Boden von Chennai. Es war sehr warm. Deshalb war, kaum im Hotel angekommen, unsere erste Tätigkeit, die kurzen Hosen und Flip Flops anzuziehen. Bald darauf genossen wir unser erstes indisches Essen. Das indische Essen ist köstlich und mir gefällt vor allem, dass die Mahlzeiten mit den Händen zu sich genommen werden. Zurück in der Schweiz, erinnere ich mich gerne wieder an diese Nahrungsaufnahme. Mit vollem Magen ging es in die Innenstadt zum Shoppen. Um in die City zu gelangen, fuhren wir mit einem „ Tuck Tuck “, einem kleinen, dreirädrigen, aber in diesem engen Strassenverkehr sehr effizienten Fortbewegungsmittel. Die ersten Fahrten konnte man wirklich nicht geniessen, denn der Verkehr in Indien ist sehr gewöhnungsbedürftig.

    

So sieht ein TuckTuck aus                                     2 bis 3 Personen haben bequem platz

Die Verkehrsregeln aus der Schweiz rücken in weite Ferne und die Hupe scheint das wichtigste Fahrzeugteil zu sein. Trotzdem funktioniert der Verkehr recht gut. Ich war jedenfalls froh, dass ich nur Beifahrer war und wir heil im Stadtinneren angekommen waren. Jedenfalls brachten Fahrten mit den Tuck Tucks, dem Bus, dem Taxi oder dem Zug immer wieder lustige Momente mit sich: Man sieht Töfffahrer noch halb auf der Strasse telefonieren, die Autobahn wird von Menschen, Kühen, Ziegen und Hunden überquert. Dazu kommt es auch schon mal vor, dass man ein Velo auf der Autobahn überholen muss oder einem ein Falschfahrer entgegenkommt. Doch durch das Hupen versucht man diese Verkehrsverlangsamungen zu beschleunigen, und niemand scheint sich durch das Verlangsamen des Verkehrs und das Hupen zu nerven. Man sieht sehr selten eine Person, die sich im Strassenverkehr ärgert oder aufregt.

 

Wir verliessen Chennai Richtung Trichy, wo die Hochzeit stattfand. Wir machten aber vorher noch Zwischenhalte in Mamallapuram am Meer und in Vellimallei in den Bergen. Leider ist das Meer nicht wirklich zum Baden geeignet, obwohl ein wunderbares Strandpotenzial vorhanden wäre. So erfrischten wir uns halt im Hotelpool und gingen am Strand „nur“ spazieren. Die letzten Tage unserer Reise verbrachten wir wieder in Vellimallei, deshalb folgen diese Eindrücke später.

  

Ein Tempel in Mamalapuram                                Der Strand von Mamalapuram

Ersatzt für den Strand

In Trichy angekommen, wurden wir an die Nalangu, die Oelung des Brautpaares vor der Hochzeit, eingeladen. Jeder Teilnehmer durfte das Brautpaar am Kopf, an den Armen und an den Beinen mit einer  Oel – Gewürzmischung einreiben. Danach das Paar segnen und mit Blumenblüten übersäen.

 

  

Stephane voll dabei. Hier sprengt                        Das Brautpaar nach der Zeremonie. Eine Dusche wäre wohl angebracht.                                        er Rosenwasser.

 

Zwei Tage später fand dann die christliche, kirchliche Hochzeit statt, die ähnlich verläuft wie bei uns. Zuerst wird das Paar in der Kirche getraut, danach gibt es Gratulationen und Geschenke und zum Schluss wird gegessen. Nur dauerte in Indien alles etwas länger, da schätzungsweise gegen 700 Personen an der Hochzeit teilnahmen, was vor allem die Gratulationen und die Geschenkübergabe sehr in die Länge zog.

   

Mit neuem Anzug in der Kirche                               Nach der Kirche in der Wedding Hall

700 Personen, das braucht viel Geduld

In den folgenden Tage besichtigten wir den Sryangam  und den Rock Fort Tempel. Beides sehr imposante Bauwerke. Zudem wurde ich gegen Bares, das ich einem Elefanten  in den Rüssel legte, von ihm gesegnet. Weiter stand ich vor der Türe zum Paradies. Glücklicherweise blieb sie vorläufig noch geschlossen.

 

  

Stephane wird vom Elefanten gesegnet                Die Gruppe steht vor dem Tor zum Paradies

Dann führte uns unsere Reise nach Parambikulam. Parambikulam ist in den Bergen an der Grenze der Distrikte Kerala und Tamil Nadu. Es ist eine wunderschön erholsame Gegend in den bewaldeten Bergen. Übernachtet wurde in gut ausgestatteten , mannshohen Zelten.

 

  

Niemand traute so richtig,                                     Bezug des Zeltes. Eines der besseren Zimmer auf unserer Reisen                                               dass die Koffer halten würden

 

Die Hauptattraktion dort ist die Tiersafari. Tatsächlich konnten wir am Tage und auch nachts jede Menge Tiere entdecken. Wir durften, Pfauen, Rehe, Hirsche, Bisons, Echsen, Elefanten, Spinnen, Affen, Schlangen, Streifenhörnchen  und jede Menge kleiner Insekten bestaunen. Ein Tiger zeigte sich leider nicht. Doch es wäre ein riesiger Zufall gewesen, sah doch einer der Betreuer in neun Jahren erst fünfmal einen. Eine Bootsfahrt, mit einem Bambusboot auf dem nahe gelegenen  See gehörte zu einem weiteren Highlight. Man fühlte sich auf diesem See, mit den ringsum uferbesäumten Wäldern, wie auf dem Dach der Welt.

 

  

So sieht so ein Bambusboot aus.                          … und so sehen die Passagiere aus  😉
Keine Angst, sie sind sehr sicher…                       Doch etwas skeptisch?

 

Am nächsten Morgen wurden ein Bird Watching und am Nachmittag eine Trekking Tour durch den Regenwald angeboten. Auf der Trekking Tour machten wir unfreiwillige Bekanntschaften mit kleinen Blutegeln. Es war gar nicht so einfach sie zu entfernen, da sie sich jedesmal wieder an den Fingern festsogen. Unter der Dusche jedenfalls wurde der Körper ein bisschen besser kontrolliert als sonst. Die zwei Tage Parambikulam waren wirklich sehr eindrücklich und aufregend und esfiel sehr schwer, aus dieser idyllischen Ruhe wieder den Weg ins laute Tal mit all dem Gehupe anzutreten.

   

Frühmorgens auf Vogelsuche                                Gefunden haben wir viele, hier ein Beispiel

   

Eindrückliche Bäume im Regenwald …           …  aber auch Blutegel, der Waldboden war übersählt

.                                                                   mit ihnen, aber auch unsere Beine.

 

Unser  nächstes Ziel war Ooty, im Nord – Westen von Tamil Nadu. Ooty liegt auf 2240 m über Meer ebenfalls in den Bergen. Da in Ooty ein anderes, kälteres Klima herrschte als wir bisher gewohnt waren, mussten wir, zum ersten Mal in diesen Ferien, die Flip Flops wieder mit den normalen Schuhen tauschen.  Auch die langen Hosen und Pullis, die wir nach dem Hinflug zuunterst in den Koffern verstaut hatten, mussten wieder hervor gezerrt werden. Hier erlebten wir auch zum ersten Mal einen Regentag und das Wetter erinnerte irgendwie an einen regnerischen Herbsttag in der Schweiz. In Ooty besichtigten wir den Aussichtspunkt Doddabetta, von wo aus sich uns ein herrlicher Ausblick auf die vielen Teeplantagen, die diese Gegend so berühmt machen, bot. Teeplantagen sind ein gutes Stichwort, denn nach dem Doddabetta besichtigten wir eine Tee – Fabrik mit einem integrierten Tee – Museum, das die interessante  Geschichte vom Tee in Ooty zeigte.

   

Aussicht vom höchsten Punkt in Ooty,             Tee Fabrik, links das Museum, rechts werden      leider hatte es Nebel.                                      Teeblätter getrocknet. die Verarbeitung ist im  .       .                                                                           .                                                                    unteren Geschoss

 

Der botanische Garten, ist mit vielen verschiedenen Pflanzen aus verschieden Ländern, auch sehr sehenswert. Die Palmen und andere exotische Pflanzen, die es bei uns, wegen des  Winters, nur ins Zimmer schaffen, gedeihen dort wunderschön und prächtig in der Natur. Leider wird der Garten nicht gut gepflegt und sauber gehalten, was ich sehr schade finde. Sogar ein Wachsmuseum gibt es in Ooty. Da Gandhi und Jesus Christus die einzigen Figuren waren, die ich kannte, war dieser Besuch nicht so interessant.

 

   

Ghandi kenn jede(r)                                         Stephane aber sicher die Pflanzen

 

Nach zwei Tagen verliessen wir Ooty mit der berühmten Nilgiris – Bahn mit Dampflokomotive (von einer Schweizer Fabrik gebaut) in Richtung Mettuppalaiyam. Bei einer Haltestelle wurde uns die viertelstündige Wartezeit durch ein grosses Rudel Affen sehr kurzweilig gestaltet. Es war eine sehr amüsante und lustige Fütterung. Ein bisschen verraucht von der Dampflok und mit etwas Nackenschmerzen, vom Hin- und Herschauen im Zug wegen der tollen Landschaft, kamen wir in Mettuppalaiyan an, wo uns schliesslich ein Taxi zurück nach Vellimallei brachte.

Auf der Fahrt ins Tal wird Wasser nachgefüllt       Die Affen haben den Plausch mit all den vielen .    .                                                                       Besuchern die erst noch füttern.

 

In Vellimallei, das ebenfalls in den Bergen liegt, war es wieder angenehm warm. Dort ist es ähnlich wie in Parambikulam sehr erholsam und durch die Wälder, Pflanzen und die grünen Weiten sehr beruhigend. In der Nacht hört man nur Tiergeräusche von Grillen, Fröschen und ab und zu einen Hund oder Wolf, der jault. Es ist ein angenehmes Konzert, das durch das Betrachten des Sternenhimmels und einiger Sternschnuppen noch verschönert wird. Vellimallei ist der Ort, der durch die Schweizer Hilfsorganisation „INTACT – Schweiz“ unterstützt wird. Es wurde eine Schule und eine Art Internat eingerichtet für die Kinder, die dort in den umliegenden Dörfern leben und damit eine Chance auf eine Ausbildung erhalten.

 

  

Ankunft im Campus in Vellimalai              Mit Saratha, der Campusleiterin, auf dem Markt .  .                                                                         .                                                            in Kalamundurai.

Leider regnete es an unseren letzen Tagen in Vellimallei von Zeit zu Zeit, was uns aber nicht daran hinderte, mit der Köchin der Schule auf den grossen Markt nach Kalamundurei zu fahren und für eine ganze Woche Gemüse einzukaufen. Nebst kleinen Wanderungen zu einem idyllischen Flüsschen, wo es angeblich Eisvögel zu sehen gab ( ich als einziger sah keinen), fuhren wir noch mit dem Schulbus mit, um die Kinder abzuholen. Ein tolles und schüttelndes Erlebnis, auf den nicht immer ganz idealen Strassen in den Bergen.

 

Warten in eienem Geschäft in Karamundurai

bis der Regen abklingt oder der Schulbus uns abholt.

 

Da gerade weitere Bauarbeiten für einen weiteren Schulhausgebäude Teil im Gange waren, konnten wir den Bauarbeitern bei ihrer Arbeit zusehen. Es ist sehr interessant zu sehen, wie hier noch gearbeitet wird. Hier ist zu erwähnen,  dass Maschinen auf der Baustelle noch nicht vorhanden sind. Ausser ein alter Betonmischer, der aber nur einen Tag vorhanden war, danach wurde der Beton von Hand gemischt. Zement, Sand und Kies wurden zu einem Haufen aufgeschüttet von Hand gemischt und mit Wasser benetzt. Um die einzelnen Materialien zu transportieren werden auch oft Frauen eingesetzt, die den Sand auf Schalen auf ihren Köpfen tragen. Vieles wird von Auge gerichtet, und als Wasserwaage, dient ein durchsichtiger Schlauch mit geschlossenen Enden, der etwa zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist. Ist das Wasser regelmässig im Schlauch verteilt, ist z. B. die Fläche eben oder die Mauer gerade. Die Werkzeuge wie Schaufel und Besen haben sehr kurze Stiele, was natürlich für den Rücken nicht gerade gesund ist. Bringt ein Laster wieder Kies oder Sand, wird dieser von Hand abgeladen und nicht etwa automatisch, durch einen Knopfdruck, gekippt wie es bei uns üblich ist. Aber es ist bemerkenswert  wie trotz dieser einfachen Arbeitsweise, an einem Tag sehr viel erreicht werden kann. Es ist auch ein sehr angenehmes Arbeitsklima unter den Arbeitern auszumachen. Dadurch, dass keine Maschinen den ganzen Tag laufen, muss auch weniger geschrien werden, es kommt weniger Hektik und Unruhe auf, was unnötigen Stress vermeidet und die Arbeit kann so in Ruhe verrichtet werden.

 

Mischen von Hand und immer in                         Transport auf dem Kopf, meist von Frauen

gebückter Haltung.

 

  

Stephane beim Pflanzen eines Baumes…               … und entlang des Hauses.

 

Leider hiess es dann schon wieder Abschied nehmen und wie nach Parambikulam, fiel es ebenfalls wieder schwer,  Vellimallei und diese idyllische, entspannende Ruhe zu verlassen. Etwas traurig und müde von den Flügen, aber gesund, mit einem Koffer voller unvergesslicher Erinnerungen im Gepäck landeten wir schliesslich wieder in Zürich.

Gruss

Stephane Spaar