In unserem zweiten Kalendermonat stelle ich Mayavathi C. vor. Sie lebt mit ihrer Familie in Nadu Madhur – einem kleinen Dorf weit abgelegen auf den Kalrayan Hills. Mayavathi konnte unsere Schule in Vellimalai besuchen, weil sie damals mit ihren Eltern und Geschwister näher «an der Zivilisation» wohnte, in einem Dorf, welches unser Schulbus erreichen konnte.

Ich habe Mayavathi gefragt, wie oft ihre Dienste als Krankenschwester in Anspruch genommen werden.
Ihre Antwort hat mich nachdenklich gestimmt.

In diesen abgelegenen Dörfern sei ein Arzt- oder gar Spitalbesuch oft unmöglich, einerseits wegen den schlechten Transportmöglichkeiten, aber auch aus Mangel an finanziellen Mitteln.
So sei es, dass Mayavathi alle Dorfbewohner als ihre Kunden/Patienten habe. Sie helfe, wo sie könne und verteile auch Medikamente. Mayavathi hilft bei Geburten, bei Unfällen, aber auch soweit es ihr möglich ist, bei Krankheiten. Ob Mayavathi dabei Geld verdient, konnte ich nicht eruieren.

Diese Aussage erinnert mich an eine Geschichte, welche ich vor vielen Jahren auf den Kalrayan Hills erlebt habe. Mir wurde zugetragen, dass ein junger Familienvater seinen Oberschenkel gebrochen habe und wegen finanziellen Schwierigkeiten und den unpässlichen Zufahrten zu seinem Dorf, kein Spital besuchen konnte. Man habe seinen Bruch deshalb mit Blättern und Oelen behandelt und er leide an schrecklichen Schmerzen. Er werde wohl nie wieder arbeiten und seine Familie ernähren können.

Dank einer grosszügigen Spende aus der Schweiz konnten wir den jungen Familienvater mit Motorrad und Auto aus seinem Dorf in das nächstgelegene, ca. 4 Fahrstunden entfernte Spital bringen, wo er die notwendige Behandlung erhielt. Heute arbeitet er wieder auf dem Feld und kann seine Familie ernähren.

Datum: 12. November 2022
Ort: Nadu Madhur

Dieser Fragebogen wurde erstellt um von unseren ehemaligen INTACT Schweiz Mädchen Antworten und Empfehlungen/Bemerkungen zu erhalten. Die Befragten sind alle Erwachsene und haben Familie und oder sind in einem Beruf tätig. Alle wurden in ihrer Schulzeit von INTACT SCHWEIZ gesponsert.

Name: Mayavathi.C
Geboren: 10.02.1993
Dorf: Mel Madhur
Verheiratet: Ja
Kinder: Zwei Mädchen 4 und 6 Jahre

 

Wie viele Jahre wurden Sie von INTACT SCHWEIZ unterstützt und für welche Ausbildung?
12 Jahre Schule
Danach bis zum Diplom für Krankenschwester

Wieviele Jahre haben sie eine Schule besucht. (Nicht nur INTACT Schule)?
12 Jahre

Welchen Beruf haben Sie?
ANM (Krankenschwester) Eine ANM Krankenschwester ist eine Krankenschwester mit zweijähriger Ausbildung. Sie hilft vor allem diplomierten Krankenschwestern und Aerzten.

Haben Sie im Moment bezahlte Arbeit?
Nein, ich habe ja kleine Kinder.

Wieviel verdienen Sie?
Ich arbeite auf dem Feld und dafür kriege ich keinen festen Lohn.

Übergeben Sie das Geld an ein Familienmitglied?
Ja!

Sind Sie mit der geleisteten Hilfe von INTACT SCHWEIZ zufrieden oder haben mehr erwartet?
Ja, sehr. Ohne INTACT hätte ich keine Schule besucht.

Ist es für sie möglich, mit ihrem Wissen aus der Ausbildung anderen Frauen zu helfen, z.B. für ihr Selbstverstrauen, Mut oder Selbstverständnis?
Ich kann den anderen Frauen Mut geben. Ich helfe bei kleinen Unfällen und Krankheiten. Dafür erhalte ich im Dorf viel Respekt. Dafür bin ich INTACT SCHWEIZ sehr dankbar.

Gehen alle Mädchen, welche Sie kennen zur Schule?
Ich ermutige die Familien im Dorf, ihre Kinder in die Schule zu schicken.

Wie fühlen Sie den Unterschied zwischen einer jungen Frau mit Schulausbildung und einer jungen Frau ohne Schulausbildung?
Frauen mit Schulbildung haben mehr Lebensqualität und bringen mehr Wissen in die Familien. Zudem erhalten sie mehr Respekt.

Werden Sie ihre Tochter (falls) garantiert zur Schule schicken oder noch nicht sicher?
Ja – auf alle Fälle

Werden Sie ihrer Tochter bei den Hausaufgaben helfen?
Ja, soviel ich kann!

Was meinen Sie, wie wichtig ist eine gute Schulbildung für Ihre Tochter?
Eine gute Schulbildung ist sehr wichtig für die Zukunft aller Familienmitglieder, auch für die Töchter.

Möchten Sie ihr Kind (falls möglich) in die INTACT Schule schicken?
Ja, wenn das Kind im Hostel schlafen kann – auf alle Fälle. (Die Schule ist zu weit weg, um mit dem Bus zu fahren.)