Ich heisse Dina Mathis und wohne in Stansstad, NW. Im  Dezember 2012 werde ich 22 Jahre alt und studiere zurzeit „Soziale Arbeit“ an der Hochschule Luzern.

Im Rahmen meines Studiums hatte ich die Möglichkeit einen Auslandeinsatz zu absolvieren. Sehr wichtig war mir dabei, meinen Einsatz in einem Land zu realisieren, das kulturell nicht mit der Schweiz vergleichbar ist. Ich wollte mich mit einer fremden Kultur auseinandersetzen und völlig neue Erfahrungen sammeln.

Bei meiner Suche nach einer geeigneten Stelle bin ich dann auf INTACT SCHWEIZ gestossen und fand, dass das Einsatzland und die Projekte von INTACT SCHWEIZ genau das Richtige für mich sind. Diese Entscheidung habe ich nie bereut.

 

Gerne erzähle ich über meine Erlebnisse in Vellimalai:

Ich erinnere mich noch genau, als ich am 30. Juni alleine im Flugzeug nach Indien sass. Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf und ich versuchte mir zum tausendsten Mal vorzustellen, wie Vellimalai wohl aussieht und was mich dort erwartet.

Schon bei meiner Ankunft in Trichy wurde ich herzlich empfangen und konnte mich schnell und gut akklimatisieren. Ich spürte bald, dass ich bereit war die nächste kleinere Reise in Angriff zu nehmen und an meinen eigentlichen Einsatzort nach Vellimalai zu gehen. Je näher wir meiner neuen Heimat für die nächsten 9 Wochen kamen, desto wohler fühlte ich mich. Die Luft wurde reiner, das Klima angenehmer und die Landschaft immer schöner.

Nach einigen Tagen des Eingewöhnens kannte ich den Tagesablauf und war vertraut mit den Menschen die in der Intact nursery and primary school ein- und ausgingen. Ich konnte also mit meiner Arbeit beginnen. Zum Einen befasste ich mich damit, die Bibliothek wieder auf Vordermann zu bringen, denn in der letzten Zeit wurde sie etwas vernachlässigt. Am Nachmittag als der Unterricht zu Ende war und die Kinder draussen spielen konnten, habe ich mit jeweils zwei Lehrern zusammen Englisch geübt. Wir haben einerseits Sprachkenntnisse vertiefen und anwenden können, andererseits aber auch viel über die jeweils andere Kultur gelernt. Wir haben nämlich oft über aktuelle Themen, Normen der Gesellschaft oder spezifische Verhaltensweisen von Schweizern und Indern gesprochen. Dabei sind wir auf viele Unterschiede gestossen, haben jedoch auch viele Gemeinsamkeiten entdeckt.

Als die Lehrer und Schulkinder nach Hause gegangen waren, dauerte es nicht lange, bis wieder Leben auf den Campus kam. Die strahlenden Gesichter der Hostel-Girls, die mir bereits aus dem Schulbus zuriefen und winkten, liessen mich wissen, dass nun mein liebster Teil vom Tag kommen würde: Die Zeit mit den Mädchen.

Da wir aufgrund der Sprachbarrieren nicht wirklich viel miteinander sprechen konnten, waren wir sehr aktiv zusammen. Wir haben getanzt, gesungen und gebastelt. Zudem haben sie mir viele Spiele beigebracht, die sie gerne spielen. Im Gegenzug habe ich Ihnen Spiele gezeigt, die ich kannte. Natürlich waren die Mädchen auch begeistert von allen „Beauty-Sachen“, die sie noch ein bisschen schöner machen, als sie sowieso schon sind. So habe ich zum Beispiel Henna-Farben gekauft und wir waren dann fast zwei Stunden damit beschäftigt uns gegenseitig die Hände und Füsse zu verschönern.

An einem Samstag-Nachmittag gab es ein Highlight, das mir bestimmt immer in Erinnerung bleiben wird. Wir haben gemeinsam einen Tanz einstudiert und wollten diesen nun auf Video aufnehmen. Die Vorfreude war bereits spürbar, als die Mädchen am Morgen die anstehenden Aufgaben erledigten. Nach dem Mittagessen war es dann soweit. Alle Mädchen zogen sich ihre schönsten Kleider an, farbig und mit Pailletten verziert. Natürlich durfte auch die richtige Frisur und das richtige Make-up nicht fehlen. Wir waren einige Zeit mit Schminken, Frisieren und Nägel lackieren beschäftigt. Die Mädchen sahen bezaubernd aus, als wir mit dem Videodreh begannen. Doch schon nach etwa 30 Sekunden Aufnahme kam der Schock: Der Strom war wieder einmal ausgefallen. Wir warteten einige Minuten, doch der Strom kehrte nicht zurück. Ich sah in die enttäuschten Gesichter der Mädchen und für mich war klar, das war ein Fall für den Generator. Ich wollte das Risiko nicht eingehen, dass wir auf den Strom warteten und dieser nicht kommen würde. Denn in Vellimalai wird es am Abend bereits sehr früh dunkel und in der Dunkelheit kann man natürlich keine schönen Videos drehen. Als ich den Mädchen also mitteilte, dass ich den Generator einschalten würde, kehrte die Freude schlagartig zurück. Sie verstanden auch sehr gut, dass nun volle Konzentration gefordert war. Unter diesen Umständen hatten wir den Tanz in einem Durchgang auf Video und konnten zufrieden anderen Beschäftigungen nachgehen, die keinen Strom erforderten.  Als wir uns das Video an einem anderen Abend dann gemeinsam ansahen, herrschte eine fröhliche und ausgelassene Stimmung. Trotz einigen kleinen Fehlern, bei denen wir uns ein Schmunzeln nicht verkneifen konnten, waren alle sehr zufrieden und stolz.

 

An einem meiner letzten Wochenenden in Vellimalai wollte ich gemeinsam mit den Mädchen etwas basteln. Ich wollte etwas machen, das sie behalten könnten und somit einen kleinen Teil dazu beitragen, dass sie mich in Erinnerung behalten. Gleichzeitig wollte ich, dass das Hostel etwas mehr Farbe bekommt. Ich überlegte hin und her, was ich denn nun machen könnte, bis ich auf eine Idee kam. Ich erinnerte mich an die Situation meiner Ankunft, als ich all die Mädchen kennenlernte und mir mühselig alle Namen einzuprägen versuchte. Das war gar nicht so einfach, weil meiner Ansicht nach alle sehr lange und komplizierte indische Namen hatten. Ich habe mein Problem damals so gelöst, dass ich ein Gruppenfoto gemacht habe, dazu alle Namen notiert und anschliessend zu jedem Mädchen eine kleine Geschichte oder ein gemeinsames Erlebnis dazugeschrieben habe. So konnte ich es mir leichter merken. Um es zukünftigen Besuchern des Hostels etwas leichter zu machen, schlug ich den Mädchen vor, aus farbigem Papier ein kleines Plakat zu gestalten. Jedes Mädchen sollte ein eigenes Plakat von sich gestalten, auf dem es sich vorstellt und ein Foto aufklebt. Die Mädchen erinnerten sich noch gut an die erste Zeit, als ich immer wieder nach ihren Namen fragen musste oder sie verwechselte, deshalb fanden sie auch diese Idee sehr gut. Mit grossem Eifer legten die Mädchen los und bastelten ganz verschiedene Plakate. Jedes Mädchen zeigte darauf seine individuellen Fähigkeiten und schrieb seinen Berufswunsch dazu. Am Ende klebten wir diese im Hostel an die Wand und natürlich durften auch die Erinnerungsfotos nicht fehlen. Das Hostel sah völlig verändert aus und erstrahlte in neuem Glanz. Für alle zukünftigen Besucher wird es so hoffentlich etwas leichter sein, etwas über die Mädchen im Hostel zu erfahren und ihre Namen zu lernen. Und falls ich bis zu meinem nächsten Besuch einige Namen vergessen hätte, würde ich sie so schnell wieder in Erinnerung rufen.

 

im September 2012

 

Dina Mathis

 

Wir vom Team INTACT SCHWEIZ danken Dina ganz herzlich für den engagierten und grossartigen Einsatz in Vellimalai.